Für Menschen, die durch alle Maschen fallen
Kümmer-kümmert-sich-Tour: Psychosozialer Hilfsverein in Heppenheim eine der
Letzten Stationen des Landratskandidaten
HEPPENHEIM. Eine seiner letzten Stationen auf seiner Kümmert-sich-Tour
führte Landratskandidat Gerald Kummer (SPD) zum Psychosozialen Hilfsverein
(PsH) in Heppenheim, eine Einrichtung, die wenig von sich reden macht,
gleichwohl eine wichtige Anlaufstation für Hilfesuchende im Landkreis ist.
Gesprächspartner waren PsH-Geschäftsführerin Angela Abel, deren
Stellvertreterin Siglinde Metzendorf sowie Claudia Röder, die die Abteilung
betreutes Wohnen leitet, sowie Andreas Singer, der mit Menschen arbeitet,
die drogenabhängig sind.
Wie Geschäftsführerin Abel berichtete, werden zurzeit insgesamt 160
Menschen betreut; darunter 32 in der Tagesstätte und 130 in
unterschiedlichen Wohnformen. Der PsH arbeite mit seinen 40 Mitarbeitern eng
mit der Vitos-Klinik und der Behindertenhilfe Bensheim zusammen, sagte Abel.
Aufgabe des Vereins sei es unter anderem, Wohnraum und
Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden für Menschen, die durch alle Maschen
fallen, ihren Alltag nicht ohne die Unterstützung bewältigen können. Immer
schwieriger werde es, Aufträge aus der Wirtschaft zu erhalten, um
Beschäftigung als Teil von Therapie zu ermöglichen. Ein Ziel des PsH ist es,
Menschen mit psychischen Behinderungen, Handicaps oder Suchterkrankungen
Zuverdienstmöglichkeiten zu geben.
Gerald Kummer, als Bürgermeister von Riedstadt erfahren im Umgang mit der
Psychiatrie in Goddelau, versicherte, er werde sich als Landrat für ein
vereinfachtes Antragsverfahren einsetzen. Es werde zwar immer schwieriger,
man müsse aber auch mal Fünfe gerade sein lassen können. Betreuer sollten
sich um die Menschen kümmern, und nicht ständig neue Anträge stellen müssen.
Er habe allerdings noch nie eine Vereinfachung der bürokratischen Abläufe
erlebt. Er machte auch klar, dass ein Landrat eine Steuerungsfunktion habe,
sich zwar kümmern, aber nicht alles selbst machen könne. Kümmern wolle er
sich als Landrat auch um den Bau von bezahlbaren Wohnungen. Ich will in
Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften den sozialen Wohnungsbau
fördern, sagte Kummer, als Angela Abel das Problem ansprach, kleine
Wohnungen zu finden. Die werden gebraucht, um seelisch behinderte Menschen
außerhalb von Kliniken und stationären Einrichtungen ein weitestgehend
selbstständiges Leben innerhalb der Gesellschaft zu ermöglichen. Es sei
allemal besser, in Wohnungen zu investieren, als mit Zuschüssen für
Bedürftige den privaten Wohnungsmarkt zu subventionieren.
Beim Besuch eines kleinen Ladens mit Werkstatt in der Heppenheimer
Innenstadt überzeugte sich der Landratskandidat von der handwerklichen
Tätigkeit im Projekt Zuverdienstarbeit. Kummer ließ sich eine Schürze
umbinden und griff zum Farbpinsel, strich Holzteile mit weißer Farbe an.
Claudia Röder berichtete von den Schwierigkeiten, Unternehmen zu finden, die
Beschäftigungsmöglichkeiten anböten. Mit der Kleinmontage von Elektroteilen,
Falten und Kuvertieren und Sortieren soll Menschen mit Handicap oder
Suchterkrankungen die Möglichkeit geboten werden, einer sinnvollen Arbeit
nachzugehen und soziale Kontakte aufzubauen. Dankbar ist der Hilfsverein für
die Förderung des Zuverdienstmodells durch die Destag-Stiftung. Doch das
geht nicht ewig. Deshalb hoffen wir auf die Unterstützung des Kreises,
sagte Angela Abel. Gefordert ist nicht nur das Kreis-Sozialamt, sondern auch
das Jobcenter im Eigenbetrieb Neue Wege. Kummer sagte, Sozialpolitik im
Landkreis wieder mehr Gewicht bekommen, wenn er am kommenden Sonntag (22.)
gewählt werde.