SPD-Kreistagsfraktion führt in Kooperation mit der Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie inklusive Studienfahrt nach Hadamar durch.
Mensch, achte den Menschen so mahnt eine Stele aus dem Jahr 1964 auf dem Friedhof der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie-Verbrechen in Hadamar.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges begann auch ein Vernichtungsfeldzug nach innen: Die systematische Erfassung und Ermordung der Patienten von Heil- und Pflegeanstalten. Alleine in Hadamar wurden im Jahr 1941 im Keller der Anstalt in einer als Duschraum getarnte Gaskammer über 10.000 Kinder, Frauen und Männer ermordet. Ab August 1941 wurde mit Hungerkost und Giftspritzen weiter gemordet und es starben weitere 4.500 Menschen.
Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, sozial nicht integrierte oder rassisch unerwünschte Menschen galten dem NS-Regime als lebensunwertes Leben ohne Existenzberechtigung. Wenn wir heute in einem demokratischen Rechtsstaat einen gesellschaftlichen Dialog zum Thema Inklusion bzw. Teilhabe führen führen können, müssen wir uns dieser, unserer Geschichte bewusst sein. Denn die Diskussion zur Gleichberechtigung von Menschen mit und ohne Behinderung ist eine Diskussion darum, von welchem Menschenbild unsere Gesellschaft zukünftig geprägt sein wird, so Petra Thaidigsmann, stellv. Vorsitzende der Kreisteilhabekonferenz Bergstraße. Die NS-Propaganda verstand es auf perfide Weise die deutsche Bevölkerung zu manipulieren. Am Anfang stand eine schrittweise Beschneidung der Menschenrechte und die Missachtung der Menschenwürde. So ist z.B. In Hadamar ein Plakat zu sehen, auf welchem ein starker Arbeiter zwei missgestaltete Wesen schultert und darunter ist zu lesen: Hier trägst Du mit. Ein Erbkranker kostet bis zu Erreichung des 60. Lebensjahres im Durchschnitt 50.000 Reichsmark. Zum Glück sind wir in der heutigen Gesellschaft weit weg von solch einer Haltung, aber es gilt aufmerksam zu bleiben und die Menschenwürde als zentralen Wert im täglichen Miteinander zu verwirklichen, so Marion Gengenbach, Sozialpädagogin bei der Nieder-Rämstädter Diakonie.
Hadamar macht auf die drastischste Art deutlich was in einer Gesellschaft geschehen kann, wenn man Menschen mit Behinderung stigmatisiert und an den Rand drängt, so Thaidigsmann. Umso mehr freue ich mich, dass so kurz nach der Auftaktveranstaltung der Kreisteilhabekonferenz diese inklusive Fahrt der SPD-Kreistagsfraktion mit Menschen mit und ohne geistige Behinderung statt finden konnte. Für mich persönlich war dies ein sehr berührendes Erlebnis und ich glaube auch, dass wir im Kreis Bergstraße in kleinen Schritten- in die richtige Richtung gehen. Ein Gedankengang der dennoch nicht loslässt ist, dass es in Hadamar bald eine neukonzipierte Ausstellung geben wird und diese wird auch Fragen nach der Ausgrenzung des Menschen vor der Geburt- durch die moderne Gesundheitsökonomie stellen. Die sind Fragen, die wir uns in jedem Fall im Rahmen der Inklusionsdebatte stellen müssen und dies mit sehr viel Sachverstand, historischem Bewusstsein und einem warmen Herzen, so die Geschäftsführerin der SPD-Kreistagsfraktion, Petra Thaidigsmann abschließend.