„Ohne Sonntag fehlt Dir was!“

v.l.: Petra Thaidigsmann, Katrin Hechler, Ulrike Scherf, Karin Hartmann

Unter diesem Motto hatte die SPD-Kreistagsfraktion zu einem bürgeroffenen Fachgespräch nach Bensheim eingeladen. Referentin war Frau Ulrike Scherf, Dekanin im Dekanat Bergstraße und Mitinitiatorin eines Bündnisses von Kirchen, Gewerkschaften und Sport zum Erhalt des arbeitsfreien Sonntags. In ihrem Referat ging sie auf die Geschichte des Ruhetages ein, der von Kaiser Konstantin im Jahre 321 eingeführt, aber im Laufe der Geschichte immer wieder in Frage gestellt wurde. Insbesondere in unserer schnelllebigen und konsumorientierten Zeit ist der arbeitsfreie Sonntag keine Selbstverständlichkeit mehr, nach und nach wurden und werden immer mehr Ausnahmen, insbesondere in Hessen und auch im Kreis Bergstraße, von der Regel gemacht. Nicht in Frage gestellt werden die Berufe, die auch an Sonntagen zum Erhalt eines funktionierenden sozialen Gemeinwesens beitragen. Aber braucht dieses Gemeinwesen wirklich frische Brötchen und shopping ohne Ende am Sonntag? Frau Scherf machte darauf aufmerksam, dass der Sonntagsschutz Verfassungsrang genießt und fragt nach, wie es um unsere sozialstaatliche Entwicklung steht, wenn dieser dem angeblichen Standortvorteil geopfert wird. In der kirchlichen Kultur ist der Sonntag ein Geschenk, an welchem wir die Würde des Menschen feiern und zur Ruhe und Besinnung kommen dürfen.
Der Einladung der SPD-Kreistagsfraktion waren Interessierte aus Politik, Gewerkschaften und Kirchen gefolgt und auf das Referat von Frau Scherf folgte eine anregende Debatte zum Thema. Insbesondere der Wertewandel in unsrer heutigen Gesellschaft wurde in vielen Redebeiträgen angesprochen. Es wurde auf die Abwertung von Arbeit und somit die Abwertung des Sonntages eingegangen; genauso wie auf die notwendige Entschleunigung unsrer Zeit. Karin Hartmann machte auf den frauenpolitischen Aspekt des Themas aufmerksam, es sind insbesondere die Frauen, die vorwiegend im Einzelhandel die Sonntags- und Randzeiten besetzen müssen. Auch der gesundheitliche Aspekt des Pausenlosen wurde mehrfach angesprochen – alle reden vom burn-out, zu wenige von den möglichen Ursachen-. Der ständig steigende Leistungsdruck auf die Arbeitnehmerschaft, aber auch bereits auf Kinder und Jugendliche stiehlt den Familien die gemeinsame Zeit.

Am Ende des Abends stellte Frau Scherf, für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags, zwei zentrale Forderungen in den Raum: a) der Sonntagsschutz gehört, auch aufgrund seines Verfassungsrang, in Bundeshand und b) sollten Sonntagsschutzberichte auf den verschiedenen Ebenen für die nötige Transparenz bei der Einhaltung der Forderungen sorgen.
Für den Kreis Bergstraße wird sich die sozialdemokratische Fraktion für solch einen Bericht einsetzen.
„Für uns ist es wichtig, danach zu fragen, wie sich unser soziales Zusammenleben gestaltet. Menschen brauchen Pausen und Familien brauchen einen gemeinsamen freien Tag und wir werden uns dafür gemeinsam mit Bündnispartnern einsetzen!“, so das Fazit der Fraktionsvorsitzenden Katrin Hechler.